
Zintgraff / Ringkirche
Bau der Ringkirche
Kategorie: Fabriken |Kirchen |Architektur |Kultur |Jahrhundertwende
1892 – 1894

Die Rheinstraße mit der Pferdebahn vor 1892, mit einem rauchenden Schornstein an der Stelle, wo von 1892 bis 1894 die Ringkirche gebaut wurde.
Auf einem frühen Bild der Rheinstraße erkennt man im Hintergrund ein Industriegelände mit rauchendem Schornstein.
Der Wiesbadener General-Anzeiger beschreibt in seiner Reihe "Wiesbadener Straßen ABC" (1939), die Umgebung oberhalb der Ringkirche:
Der Wiesbadener General-Anzeiger beschreibt in seiner Reihe "Wiesbadener Straßen ABC" (1939), die Umgebung oberhalb der Ringkirche:
»Vom Bismarckring über das Gelände der heutigen Dreiweidenstraße hinaus mit ihren Schuppen und Materiallagern etwa bis zur heutigen Blücherstraße reichend, erstreckte sich die von Julius Zintgraff gegründete, später von seinem Sohn August übernommene „Eisengießerei und Maschinenfabrik“ gleichen Namens. Dieses Unternehmen blühte infolge der regen Bautätigkeit durch ungefähr 50 Jahre hindurch. Alle eisernen Balkongitter, die Kandelaber der Straßenlaternen und auch die beiden Kaskaden vor dem Kurhaus wurden hier angefertigt; ja auch die Ruhebänke mit den eisernen Füßen, die noch heute im Gebrauch sind, stammen samt und sonders aus der Zintgraffschen Fabrik, der eine Schreinerei angegliedert war. Selbst in den ruhigen Wintermonaten war die Belegschaft etwa 40 Mann stark, sonst entsprechend mehr. Zwei Hochöfen flammten hier, und der mächtige Schornstein spie Rauch und Funken.
»Das war mit ein Grund dafür, daß die Fabrik nach der Mainzer Straße verlegt werden musste, denn die Nachbarschaft befürchtete immer Brand und Feuersnot, wenn sie in stürmischen Herbstnächten den Funkenstrom der Schlotkrone sah und das flackernd auflohende Feuer der Hochöfen war natürlich auch nicht dazu angetan, einmal gefasste Vorurteile umzustoßen.«
»Das war mit ein Grund dafür, daß die Fabrik nach der Mainzer Straße verlegt werden musste, denn die Nachbarschaft befürchtete immer Brand und Feuersnot, wenn sie in stürmischen Herbstnächten den Funkenstrom der Schlotkrone sah und das flackernd auflohende Feuer der Hochöfen war natürlich auch nicht dazu angetan, einmal gefasste Vorurteile umzustoßen.«
Mittlerweile war aber auch die Stadt, die im Gründungsjahr der Firma (1857) noch manch einen Steinwurf von ihr entfernt ihre Giebel aus dem Tale streckte, dicht an die Fabrik herangerückt. Als ihre Backsteingebäude etwa um 1900 inmitten von neuen, halbfertigen und gerüstumstandenen Häusern rauchgeschwärzt sich erhoben, passte sie nicht mehr in die Zeit. Und so erfolgte eines Tages der Umzug in die Mainzer Straße, wo sich das Unternehmen beinahe wie eine Pflanze, die man in einen ihr nicht gemäßen Boden eingräbt, nur wenige Jahre noch halten konnte.«

Adressbuch der Stadt Wiesbaden 1903/1904